Vertrieb - 12.09.2023
Ein schöner Rücken kann entzücken. Ebenso ein gesunder. Davon können viele Deutsche allerdings nur träumen. Denn: Dem Robert Koch-Institut zufolge leiden über 60 Prozent der Deutschen an chronischen Nacken- und oder Rückenschmerzen. Soweit die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2020 – noch vor Corona und Homeoffice als neuem Standard. Höchste Zeit also, im Büro mal an der Sitzhaltung nachzujustieren. Aber wie?
Bereits in den 1950er Jahren belegten Forscher anhand einer in London durchgeführten Studie, dass für Busfahrer, die berufsbedingt viel sitzen, ein doppelt so hohes Herzinfarktrisiko besteht als für Schaffner. Denn: Diese waren während ihrer Arbeit – wie auch heute noch – fast durchgehend in Bewegung. Daten, die sich anhand aktueller Studien immer wieder bestätigen. Und längst ist es nicht mehr „nur“ der Herzinfarkt, den das Sitzen als Risiko birgt. Wer viel sitzt, riskiert eine Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems oder zumindest Nacken-, Kopf- und Rückenschmerzen. „Bürostuhlhändler brauchen inzwischen eine Lobby so stark wie die Tabakindustrie“, titelt das Manager Magazin und hat damit gar nicht so unrecht. Denn, so ergonomisch Bürostühle inzwischen auch sein mögen, sie sind und bleiben nunmal zum Sitzen gemacht.
Und das tun die Deutschen an einem durchschnittlichen Arbeitstag über sieben Stunden. Die sitzende Haltung in der Freizeit nicht eingerechnet. Zum Vergleich: Schlafend, beziehungsweise liegend, verbringt der Bundesbürger gerade einmal rund 7,7 Stunden. Die Reaktion darauf: innovative Bürostühle, Hocker oder gar Gymnastikbälle oder, um gleich ganz auf das Sitzen zu verzichten, höhenverstellbare Schreibtische. Hocker und Bälle führen tendenziell zu Fehlbelastungen und sind aus Sicherheitsgründen am Arbeitsplatz untersagt. Und letzterer ist eher ein gesunder Mythos. Denn auch das Stehen zählt nicht als Bewegung. Zwar beugt es Ermüdungserscheinungen vor und die Haltung ist im Zweifel besser als das Sitzen, doch laut dem Fitness-Hersteller Blackroll kann auch ein statisches Arbeiten im Stehen nach rund 1,5 Stunden negative Konsequenzen für den Bewegungsapparat haben.
Was ist nun die Konsequenz? Teilzeit arbeiten und den Rest des Tages im Fitnessstudio verbringen? Bis es soweit kommt, gibt es Alternativen, die realistischer – und leichter als gedacht – umzusetzen sind. Dafür sind auch keine Renovierung des Büros oder ein Laufband, anstelle des Bürostuhls, nötig. Die Regel ist simpel: Ausreichend Bewegung bringt den Körper wieder in Ordnung. Einfache, aber effiziente Tricks lauten daher:
Bei jedem erneuten Hinsetzen lässt sich die Körperhaltung bewusst neu justieren, anstelle in eine krumme Haltung zu rutschen. Die Folgen davon wären hängende Schultern, ein gesenkter Kopf sowie eine überbeanspruchte Brustwirbelsäule, umgangssprachlich Buckel. Dadurch erhält der Körper zudem schlechter Luft, Müdigkeit und in Folge Unproduktivität setzen ein. Besser: Den Rücken so gerade halten, dass die Ohren über den Schultern sind sowie der Brustkorb parallel zum Becken. Und wohl jeder sollte das 90-Grad-Prinzip schon einmal gesehen haben. Hier bilden Ober- und Unterschenkel einen rechten Winkel zu Knie und Hüfte. Der Bildschirmrand befindet sich zudem etwa auf Augenhöhe. Im Stehen gilt für den Oberkörper das gleiche Prinzip. Die Knie sollten nicht zu sehr durchgestreckt sein, der Bauch aktiv und die Füße fest auf dem Boden stehen.
Dass Kinder nicht von Haus aus still sitzen, zeigt uns, dass der Mensch eigentlich in Bewegung bleiben möchte. Entsprechend lässt sich das auch sitzend am Schreibtisch umsetzen. Was sich ändert, ist lediglich die Position der Beine, damit der restliche Körper seine aufrechte Haltung beibehält. Seien es nun über-kreuzte, eine angewinkelte oder versetzte Haltung der Beine.
Besser als dynamisches Sitzen ist eine ausführlichere Bewegung des gesamten Körpers. Warum also nicht alle 90 Minuten – soweit die Produktivitätsspanne – einmal aufstehen, die Kollegin persönlich am Schreibtisch nach etwas fragen, das ansonsten via E-Mail geklärt hätte werden können? Und auch längere Mee-tings, bei denen weder persönliche Anwesenheit noch ein Rechner erforderlich sind, lassen sich während eines Spaziergangs abhalten. Nicht möglich? Dann sollte zumindest die Zeit dazwischen für kleine Stretchings genutzt werden, um die Muskulatur zu entlasten.
Der erste Bürostuhl wurde 1505 entwickelt. Inzwischen gibt es Modelle, deren Rückenlehne sich mit der Wirbelsäule dreht, höhenverstellbar und ergonomisch – soweit möglich – perfekt an die Sitzende oder den Sitzenden angepasst ist. Bei Bildschirmen sieht das schon etwas anders aus. Und doch geht es hierbei vor allem darum, diese richtig einzusetzen. Wie das geht, hat sie VBG in einer Broschüre zusammengefasst. Diese legt vor allem nahe, dass zwei Bildschirme deutlich besser sind als einer. Der Grund ist auch hier, dass der Fokus auf nur einen Bildschirm zwangsläufig eine undynamischere und damit – auf Dauer – belastende Haltung mit sich bringt.
Zwei Bildschirme erfordern allerdings Platz, was wiederum einen dritten Aspekt der Arbeitsplatz-Gesundheit mit sich bringt: Ein aufgeräumter Schreibtisch. Hierbei geht es nicht um die körperliche, sondern geistige Gesundheit. Wer an einem unübersichtlichen Platz mit sich türmenden Notizen arbeitet, der neigt zu Stress und, so eine Studie der Harvard Universität, ist deutlich unproduktiver. An einem aufgeräumten Tisch arbeiteten Personen im Durchschnitt 7,5 Minuten länger konzentriert. Auch hier ein wenig Liebe zu investieren, mit Büropflanzen zu arbeiten, organisiert zu bleiben und sich ab und an die Zeit zum Ausmisten zu nehmen, kann sich also durchaus lohnen.